Die Schule wird am 1. Januar 1993 als staatlich anerkannte Förderschule für geistig Behinderte genehmigt. Mit 16 Schülern beginnt in Kleinwachau eine Schulart, die es im Bildungssystem der DDR offiziell so nicht gab: Eine Förderschule für Menschen mit geistiger Behinderung.
Während der DDR-Zeit wurden die jungen Bewohner und Patienten Kleinwachaus von zwei Lehrkräften der Sonderschule Radeberg betreut, später nur noch von einer. Kurz vor der Wende sollte die einzige Lehrerin Monika Schönfelder abgezogen werden, doch der politische Umschwung führte zum Erhalt der Stelle und gleichermaßen zum Aufbau der Förderschule Kleinwachau.
Monika Schönfelder, sie unterrichtet bereits zu DDR-Zeiten in Kleinwachau, erzählt in einem Interview über ihre Arbeit:
Frau Schönfelder, wie kamen Sie nach Kleinwachau?
„Ganz einfach: Einige Kleinwachauer Kinder wurden von einer Lehrerin der Radeberger Hilfsschule unterrichtet. 1986 wurde ich gefragt, ob ich für diese Kollegin den Unterricht übernehmen könne. Ich habe gleich zugesagt.“
Fiel Ihnen die Umstellung schwer?
„Gar nicht. Ich war froh, in einer kirchlichen Einrichtung zu arbeiten, ohne den ganzen politischen Druck. Der Umgang mit den Kindern war auch irgendwie ungezwungener. Hier wurden auch sogenannte „nicht-bildungsfähige“ Kinder erfolgreich gefördert. Zu DDR-Zeiten gab es für diese Kinder kein Recht auf eine Beschulung, natürlich wurden dafür auch keine Mittel bereitgestellt. Ich habe mich für die Förderung dieser Kinder eingesetzt und auch einen Brief an das Bildungsministerium geschrieben. Als Reaktion darauf wollte man den Kleinwachauer Schulteil schließen – die damalige Leitung, zusammen mit den Ärzten und Angehörigen, konnte das verhindern. Dann kam uns die „Wende“ zu Hilfe.“
Wann begannen Sie mit der Erwachsenenbildung?
„1987 auf den Vorschlag des damaligen Kleinwachauer Psychologen hin. Wir haben es geschafft, dass das ganze als Kurs der Volkshochschule anerkannt wurde und so auch die Bezahlung geregelt war. Ich hatte etwa 30 Schüler in mehreren Gruppen.“
Woher bekamen Sie das Lehrmaterial?
„Das habe ich größtenteils selbst gemacht, etwas Fertiges stand nicht zur Verfügung. Mit Stempeln haben wir mühsam die ersten Seiten des Lesebuches gefertigt. Nach der Wende gab es dann Kopierer, Computer und Prospekthüllen, eine große Erleichterung für mich. 1993 wurde das Lesebuch fertig.“
Gerade zu Ihrem 60. Geburtstag…
„Ja, ich erhielt glücklicherweise die Ausnahmegenehmigung, noch ein Jahr länger zu arbeiten. Dann musste ich in den Ruhestand gehen, aber der Gedanke, dass die Erwachsenen dann nicht mehr weiterlernen können, gefiel mir gar nicht. So beschloss ich, den Unterricht ehrenamtlich fortzuführen. Ich konnte es mir gar nicht anders vorstellen, als dass es weitergeht. Es ist so wichtig für die Männer und Frauen. […] Und nicht zuletzt bin ich auch immer wieder sehr gern an dem Ort Kleinwachau, er ist mir einfach ans Herz gewachsen.“
Aus dem Pfingstbrief 2001, Monika Schönfelder