Die Innere Mission kauft ein Grundstück (ca. 5,5 Hektar) mit kleinem Landhaus, welches vom Vorbesitzer „Kleinwachau“ genannt wurde. Ein Vorstand wird gewählt, dessen Vorsitz Graf von Brühl aus Seifersdorf übernimmt.
Am 01.10.1889 ging das Grundstück in den Besitz der Inneren Mission über. Ein Vorstand von 9 Mitgliedern wurde gewählt. Vorsitzender war Karl Graf von Brühl aus Seifersdorf. Diesen Vorsitz hatte er bis zu seinem Tod 1923 inne. Er war verantwortlich für die Aufnahme und Entlassung der Pfleglinge, Anstellung des Pflegepersonals und die Überwachung des gesamten Betriebes. Die Nähe seiner Besitzung gestattete ihm häufig die Anstalt zu besuchen und sich von ihrem Stand zu überzeugen und auch die baulichen Arbeiten zu überwachen.
Es ist Aufgabe der Epileptischen-Anstalt Kleinwachau, daß sie sich möglichst familienartig und traulich gestalte, dass Pfleger und Pflegerinnen sich beständig ihrer Pflicht, die Stelle der Eltern zu vertreten, bewußt bleiben, mit herzlicher Liebe ihres Amtes walten, den das eigentliche Kindheitsparadies ist und bleibt das Elternhaus. Der famileinartige Charakter der Anstalt muß notwendig auch in der sorgfältigen erziehlichen Behandlung des einzelnen Pfleglings zum Ausdruck kommen. Auf diesem Gebiet aber liegt für die Schwestern die schwerste Aufgabe. Die Erziehung ist schwerer, als die äußere Pflege, obwohl diese viel Kraft und Mühe beansprucht. Neben der Hauptaufgabe, den Kranken ein Heim zu bieten, wird die andere, sie zu heilen, mit aller Sorgfalt beachtet. Als betreuender Arzt konnte Dr. med. Christian Zängel, praktischer Arzt, Geburtshelfer und Chirurg am Radeberger Krankenhaus gewonnen werden. Jeden Dienstag und Samstag kommt er nach Kleinwachau, bei Bedarf auch öfter gegeben.
Aus: Nachrichten aus dem Rödertal, Die Epileptischenanstalt Kleinwachau bei Radeberg, 1. Bericht, 1890