Am 1. Mai 1927 wird Dr. med. Gampe als hauptamtlicher Arzt für alle drei Rödertalanstalten der Inneren Mission (Tobiasmühle, Bethlehemstift und Kleinwachau) eingestellt. Damit ist es in Kleinwachau wieder stärker als bisher möglich, neben dem Pflegerischen das Wissenschaftlich-medizinische zu betonen. Das brachte im Anstaltsleben manche Veränderung und Neuerung mit sich, und bedeutete einen Schritt weiter auf dem Weg vorwärts, allmählich die Anstalt von einer Stätte der Betreuung zu einer Heilstätte umzugestalten. Auch der eigene Name hat sich geändert. Die Epileptischen-Anstalt Kleinwachau wurde umbenannt in „Heilstätte für Epileptische“.
1928/29 stehen die in Notzeiten geschlossenen Häuser wieder zur Patientenaufnahme offen. Darüberhinaus hat die Entwicklung von der Bewahrungsanstalt zur Heilstätte weitere Fortschritte gemacht. Aber ganz anders wie früher steht im Vordergrunde das Ziel, die Kranken nicht nur zu bewahren, sondern, wenn irgend möglich, alles zu tun, um sie der Heilung entgegenzuführen. Auf diesem Wege sind erfreuliche Erfolge erzielt. Eine eigene Korbmacherei und Schuhmacherei geben Gelegenheit, männliche Kranke in diesen Berufen auszubilden. Die weiblichen Kranken werden nach wie vor in der Landwirtschaft und in allerlei weiblichen Berufen beschäftigt. Darüberhinaus ist die Landwirtschaft wesentlich ausgebaut worden. Ein neuer Kuhstall und eine neuzeitlich angelegte Hühnerzucht, die noch weiter ausgedehnt werden soll, helfen dazu, die Erträgnisse in der Landwirtschaft zu steigern, so daß die Anstalt nicht nur Selbstversorgerin sein kann, sondern womöglich aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen noch abgeben und Gewinn erzielen kann.
In der Leitung und in der Mitarbeiterschaft hat gerade im Hinblick auf das neue Anstaltsziel ein sehr starker personeller Wechsel stattgefunden. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung war die Belegung der Plätze nicht ausgeschöpft. Kleinwachau war zu wenig bekannt, man stand im Wettbewerb mit den staatlichen Heimen.